Zu wenig Leukozyten bei der Chemotherapie während Krebs, was tun? Wann erhöhen sich die Leukos wieder? Ein Erfahrungsbericht

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Du hast niedrige Leukozyten während der Chemo und machst dir Sorgen oder hast Fragen? Das kenne ich. Ich hatte das gleiche  Problem.

Dieser Beitrag war ein Tagebuch Eintrag aus meiner Chemo-Zeit. Durch das starke Interesse habe ich den Beitrag erweitert und allgemeinen Informationen für Krebspatienten während der Chemo hinzugefügt.

Nach meinem 1 Zyklus meiner PEB-Chemotherapie gegen Hodenkrebs wurde ein typischces Phänom festgestellt: zu niedrige weiße Blutkörperchen: Meine Leukozyten, als Teil meines Immunabwehr, sind abgeschmiert und liegen bei etwa 1.000/µl im Blut. Der Normalwert liegt zwischen 4.000/µl und 10.000/µl. Wenn die Anzahl der Leukozyten unter 4.000 pro µl (Mikroliter) im Blut fällt, herrscht eine Leukopenie.

Hier erfährst du mehr meine Hodenkrebsgeschichte:

Was bedeuten niedrige Leukozyten in der Chemo?

Zunächst musst du verstehen, was Leukozyten sind und wieso ein niedriger Wert nicht gut ist.

Leukozyten ist der Fachbegriff für weiße Blutkörperchen. Sie sind die körpereigene Gesundheitspolizei. Die Leukozyten sind ein Teil des Immunsystems und kämpfen gegen Eindringlinge wie Bakterien und Viren. Das heißt, je weniger weiße Blutkörperchen desto leichter können sich Bakterien, Viren und PIlze ausbreiten und einen Infekt verursachen.

Was passiert bei der Chemotherapie gegen Krebs mit den weißen Blutkörperchen?

Meist ist nicht der Krebs die Ursache für die niedrigen Leukos, sondern die Behandlung ist der Grund. Bei einer Chemotherapie oder Bestrahlung wird die Zellbildung im Knochenmark angegriffen. Das Knochenmark ist allerdings wichtig für die Produktion von weißen Blutkörperchen.

Daher kann der Körper weniger weiße Blutkörperchen produzieren. Die Folge ist die oben erwähnte Leukopenie. Es gibt übrigens verschiedene Unterformen der Leukämie (= Blutkrebs), die sogar zu einer extreme Vermehrung von Leukozyten führt. Das heißt sowohl zu viel, als auch zu wenig Leukozyten können ein Problem darstellen.

Was wird bei niedrigen Leukozyten gemacht?

Unter 1.000/µl Leukozyten ordnet der Arzt eine Quarantäne an und verschreibt Immunstimulanzien, wie Filgrastrim oder Neupogen. Dadurch wird das Knochenmark angeregt mehr Leukozyten zu produzieren. Langfristig steigen die Leukos nach 3 bis 8 Wochen wieder an wenn die Chemotherapie beendet ist.

Zu diesen Immunstimulanzien gehören Filgrastim. Es wird bei der Abnahme der neutrophilen Granulozyten gegeben. Diese weißen Blutkörperchen sind spezialisiert auf die Abwehr von Mikroben und Bakterien.

Ein anderes Mittel ist Neupogen, welches ebenfalls Granulozyten-koloniestimulierende Wirkung enthält. Beide Mittel können grippeähnliche Symptome und starke Knochenschmerzen als Nebenwirkung aufweisen. Die Knochenschmerzen entstehen, weil das Knochenmark angeregt wird, mehr Leukozyten zu bilden.

Übrigens fallen bei meiner Chemotherapie (BEP Schema) die Leukozyten in der Regel am stärksten an den Tagen 15-18 nach der ersten Gabe. Der Körper ist in diesem Zeitraum anfälliger für Keime und es besteht die größte Ansteckungsgefahr. Bei anderen Chemotherapien können diese Werte variieren.

Eigentlich ist eine Chemo nichts anderes als ein krasser Stresstest für den Körper. Man bringt ihn an den Rand der Abwehrkräfte und schaut, ob er durchhält. Toll. Mein Körper hat natürlich durchgehalten!

Tipp: Du solltest dir immer die Hände waschen und ein Desinfektionsspray dabei haben. Ich benutze dieses Spray regelmäßig, weil viele Bakterien über die Hände weitergegeben werden. Versuche dir nicht zu oft an den Mund zu fassen oder trage einen Mundschutz. Der Mundschutz filtert Keimee heraus und vermeidet Kontakt zwischen Händen und Mund. Ich habe diese Tipps vor der Corona-Pandemie (2018) gegeben. Heute ist das selbstverständlich.

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Ein Beispiel aus meiner eigenen Chemo-Erfahrung:

Ich musste immer wieder Blutwerte checken, um zu schauen, ob meine Leukos zu niedrig sind. Falls der Wert niedrig ist, geben die Ärzte mir Aufbaupräparate für die Leukozyten (= Immunstimulanzien). Manchmal wurde ich sogar für 3 Tage stationär überwacht.

Diese Aufbaupräparate können direkt nach der Chemogabe oder bei Bedarf gegeben werden. Ich habe sie lediglich bei sehr niedrigen Leukos unter 1.000 erhalten. Danach musste ich 2 bis 3 Tage im Krankenhaus bleiben. Die Urologen waren immer sehr vorsichtig.

Zusätzlich musste ich dem ersten Signal einer Infektion ins Krankenhaus. Ein wichtiger Indikator war beginnendes Fieber. Bei 38 Grad sollte ich sofort zur Rettungsstelle. Dies kam einmal vor und ich bekam vorsorglich Antibiotika. Vermutlich war das Fieber nur eine Reaktion auf eine Bleomycin-Gabe.

Die mentalen Folgen einer Leukopenie

Dieser ganze Prozess wirkt ebenfalls mental. Mich hat es nicht gerade beruhigend in der Grippehauptsaison ein schwaches Immunsystem zu haben. Ich möchte gar nicht daran denken, was Leute in der Corona-Pandemie dachten. Ich habe dadurch Angst vor  Krankheiten bekommen und ich war unsicher. Meine Hypochondrie wurde dadurch kurzzeitig verstärkt.

Ich saß da, hörte in meinen Körper rein und fühlte mich wie ein rohes Ei. Während die Chemo die Chancen erhöht, eine Thrombose, Lungenentzündung, Infektion, Atemnot etc. auszulösen.

Zu den niedrigen weißen Blutkörperchen kamen noch die normalen PEB-Chemotherapie Nebenwirkungen, die allerdings nicht so gefährlich waren.

Warum ich meine Bedenken mit dir teile? Ich beschäftige mich in einem weiteren Beitrag mit dem Thema Angst genauer. Die Angst ist eine Folge der Behandlung und ich weiß, dass in der Regel nicht oft darüber gesprochen wird. Angst ist kein schönes Thema. Sie ist aber Teil einer Krebsbehandlung und auch des Lebens.

Wann steigen die Leukozyten nach der Chemo? Was bringt eine Knochenmark-Spritze?

Wie lange brauchen Leukozyten um sich zu erholen? Viele Fragen sich nach der Chemotherapie, wieso die Leukozyten nicht wieder steigen oder wann die Leukos wieder im Normalbereich sind. Eine einfache Antwort gibt es nicht, weil es immer auf die Art der Chemo und die Person ankommt.

Grundsätzlich kehren bei den meisten die Blutwerte langfristig wieder in den Normalzustand zurück. Allerdings dauert das eine Weile, weil das Knochenmark, der Ort der Blutbildung, sich regenerieren muss.

Laborwerte Leukozyten
Meine Leukozyten nach dem Ende der Chemotherapie

Ich hatte in den 3 Woche nach der Chemotherapie immer noch sehr wenig weiße Blutkörperchen (zwischen 1,2 und 2,6) und musste sogar nach der Chemotherapie täglich ins Krankenhaus, um diese Werte zu überwachen. Dabei habe ich eine Spritze bekommen, um die Blutbildung anzuregen. Bei mir hat es von Mai bis August 2018 gedauert, bis die Werte wieder knapp am Normbereich (etwa 4) lagen. Das waren knapp 4 Monate.

Ein Jahr nach der Chemotherapie liegen meine Leukozyten immer noch knapp unter dem Normbereich (zwischen 3,6 und 4). Ich werde selten krank und diese Anzahl reicht anscheinend als Immunsystem für mich aus.

Du musst dir bei leicht niedrigen Leukos keine großen Sorgen machen.

Leukozyten 2 Jahre nach der Chemo

Nach über 2 Jahren PEB-Chemotherapie sind meine Leukozyten immer noch im knappen Normbereich. Sie schwanken zwischen 3,7 und 4.9.

Im Mai 2020 hatte ich 4,6. Zusätzlich hat der Arzt weitere weiße Blutkörperchen, wie Lymphozyten, Monozyten, Neutrophile etc. gecheckt. Wie du unten in den Laborwerten sehen kannst, ist mein Blutbild im niedrigen Bereich, aber nicht problematisch.

Das Blutbild passt zu meinem Empfinden. Ich hatte nach, wie vor der Chemo, keine längere Erkältung und werde selten wirklich stark krank. Ich bin zwar oft müde. Trotzdem gehe ich nicht davon aus, dass ich ein sehr schwache Immunsystem habe. Natürlich möchte ich das in der Corona-Pandemie nicht auf die Probe stellen. Ich definiere mich allerdings nicht als Risikopatient.

Laborwerte Leukozyten nach 2 Jahre Chemo
Laborwerte Leukozyten nach 2 Jahre Chemo

Es wird haarig – der Haarausfall während der Chemo beginnt.

Zu wenig Leukozyten bei der Chemotherapie während Krebs, was tun? Wann erhöhen sich die Leukos wieder? Ein Erfahrungsbericht 1Abschließend kommen wir dem „witzigeren“ Thema: Haarausfall bei Chemo. Wobei gerade bei Frauen dieser Vorgang nicht spaßig ist und sehr stark an die Psyche geht.

Ich hatte schon vorher recht kurze Haare. Der Prozess hat bei mir nach der 3. Bleomycingabe angefangen, d.h. etwa am 15. Tag. Ich habe an den Kopf gefasst und plötzlich hatte ich Haare in der Hand. Natürlich habe ich nochmal gezogen und es waren schon ein paar mehr.

Noch war der Haarverlust nicht dramatisch, es bahnt sich die äußerlich wohl markanteste Nebenwirkung an: die CHEMOGLATZE! Ich vermute in den nächsten Tagen wird es soweit sein. Daher habe ich gestern vorgesorgt und meinen Schnitt auf 6 mm angepasst.

FAQ zum Thema Chemotherapie und Leukozyten

Was bedeuten niedrigen Leukozyten bei einer Chemo?

Leukozyten sind weiße Blutkörperchen und werden im Knochenmark gebildet. Die Leukos dienen zur Abwehr vor Bakterien. Während einer Chemotherapie wird das Knochenmark angegriffen. Daher produziert der Körper weniger Leukozyten. Die Folge ist ein schwaches Immunsystem.

Wie schnell erholen sich Leukozyten?

Nach einer Chemotherapie erholen sich das Blutbild und die Leukozyten langsam. Das kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Zusätzlich können Ärzte eine Knochenmark-Spritze nach der Chemotherapie verabreichen. Dadurch wird das Knochenmark angeregt und produziert mehr Leukozyten.

Was wird bei niedrigen Leukozyten gemacht?

Unter 1.000/µl Leukozyten ordnet der Arzt eine Quarantäne an und verschreibt Immunstimulanzien, wie Filgastrim oder Neupogen. Dadurch wird das Knochenmark angeregt mehr Leukozyten zu produzieren.

Die Nebenwirkungen einer Leukozytenspritze sind vor allem Rückenschmerzen, Gliederschmerzen und Knopfschmerzen. Diese Nebenwirkungen können 1-2 Tage anhalten. Ich hatte zum Glück kaum Nebenwirkungen dieser Art.

Ich wünsche jedem der das hier liest und Krebs hat oder jemanden kennt mit Krebs viel Glück auf seinem Weg!

Hast du Fragen zu dem Thema niedrige Leukozyten bei Krebs?

Du kannst mich gerne unter patrick@krebskrampf.de kontaktieren.

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Wenn über 140€ gespendet wird. Werde ich den Rest an eine Krebsstiftung spenden.

Zu wenig Leukozyten bei der Chemotherapie während Krebs, was tun? Wann erhöhen sich die Leukos wieder? Ein Erfahrungsbericht 2

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13 Gedanken zu „Zu wenig Leukozyten bei der Chemotherapie während Krebs, was tun? Wann erhöhen sich die Leukos wieder? Ein Erfahrungsbericht“

  1. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und vergiss die Mütze nicht! Aber am Wochenende soll es ja wieder wärmer werden. Ganz liebe Grüße, du machst das großartig!

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  2. Bin erst bei meiner „3“ Chemositzung und ich kenn mich noch nicht so aus. Danke für die Info zu den weißen Blutkörperchen. Nach der Spritze hatte ich ziemlich schmerzhafte Schübe! Konnte kaum atmen! Furchtbar! Aber dank des Artikels, kann ich die Situation/Schmerzen jetzt neu bewerten.

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    • Hallo Rosemarie,

      welche Chemo hast du? Ich vermute mal kein PEB oder 🙂

      Die Spritze regt das Knochenmark und die Blutbildung an. Daher entstehen Botenstoffe, die Schmerzen verursachen durch die Überproduktion. Das sollte aber nicht mehr als maximal 2-3 Tage anhalten.
      Ich hoffe dir geht es sonst gut.

      Gruß
      Patrick

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