Wait & See Behandlung bei Hodenkrebs: Was sind die Vor- und Nachteile?

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Ich habe meinen Block in zwei Bereiche geteilt:

Dieser kurze Artikel bezieht sich auf eine bestimmte Strategie in der Behandlung von Hodenkrebs. Aus der Sicht eines Hodenkrebspatienten möchte ich die Wait & See Methode bei Hodenkrebs samt Vor- und Nachteilen vorstellen.

Kurz erklärt: Was ist Wait & See bei Hodenkrebs?

Die Wait & See-Strategie basiert auf einem abwartenden Verhalten nach der initialen Hodenentfernung. Der Arzt leitet keine weiteren Behandlungsschritte (adjuvante Behandlung oder PEB-Chemotherapie) ein, sondern wartet ab, ob der Hodentumor Lebenszeichen von sich gibt.

Lebenszeichen könnten steigende Tumormarker oder sichtbare Vergrößerungen der Lymphknoten im MRT sein.

Bei dieser Methode ist es essentiell, eine engmasche Überwachung der Tumormarker im Blut und der Bildgebung durch MRT, CT und Ultraschall zu fahren. Ein CT hat übrigens kein Vorteil. Daher wird die Nachsorge mit einem MRT-Gerät gemacht. Zu beginn alle 3 Monate, später alle 6 Monate (Quelle: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/news/aktive-nachsorge-bei-hodenkrebs-im-fruehstadium.html)

Außerdem kann die Methode nur in einem sehr frühen Krebs-Stadium absolviert werden. Bei Hodenkrebs kommt dies öfter vor. Daher wird diese Behandlung auch als „Surveillance-Strategie„, d.h. Überwachungsstrategie oder aktive Überwachung, bezeichnet.

Wenn der Krebs wieder gefunden wird, steht eine PEB-Chemotherapie an. Daher basiert die Wait & See Strategie darauf, dass eine Chemotherapie nicht nötig ist. Sie dient dann als Notfallplan.

Wichtig ist zu wissen: Trotz einer nachelagerten Chemotherapie sind auch in diesen Fällen, die Überlebenschancen sehr gut. Sie liegen bei knapp unter 100%. (Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29338978/). Der Grund ist, dass solche Patienten immer eine frühes Krebsstadium haben und die Chemo gut anschlägt.

Das generelle Ziel der Wait & See Strategie ist es, eine Übertherapie zu verhinden und den Körper vor den Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu schützen.

Wann wird die Wait & See Strategie bei Hodenkrebs angewendet?

Die Methode kann nur angwendet werden, wenn der Hodenkrebs nicht weit fortgeschritten ist. Es dürfen Organe oder Lymphknoten befallen sein.

Zusätzlich dürfen keine Tumormarker nach der Hodenentfernung erhöht sein, sprich es sollte keine Zeichen auf lebenden Krebs vorhanden sein.

Der Patient hat meist ein seminom und ist im Stagging Stadium I. In der Fachsprache heißt: pT1–4N0M0S0 oder für Laien ausgedrückt: Der Krebs wurde früh erkannt.

Was sind die Nachteile und Risiken?

Das größte Risiko besteht darin, dass der Hodentumor doch noch vorhanden ist und ein wiederaufkeimen erst spät entdeckt wird. Meist ist das kein neuer Tumor oder ein Rezidiv, sondern einfach eine Ausbreitung, die durch Zahlen gestützt werden kann, weil die Marker oder die Bildgebung anschlägt.

Für den Patienten wirkt die Wiederkehr wie ein Rezidiv, weil er eigentlich dachte, dass der Hodenkrebst nach der Hodenentfernung besiegt war.

Dieses Wiederaufflammen des Tumor ist nicht selten. Es sind bis zu 20-30% der Hodenkrebspatienten betroffen.

Ein weiterer Nachteil ist die psychologische Unklarheit. Die Hodenentfernung ist oft nur der erste Schritt einer Hodenkrebstherapie. Mit der Wait & See Strategie muss der Patienten in den ersten Jahren sehr regelmäßig zur Nachsorge und diese ernst nehmen.

Sowohl Arzt als auch Patient müssen ein engmaschiges Kontrollnetz aufbauen und diese Untersuchungen gewissenhaft und ernsthaft verfolgen. Dieser Bereich ist von beiden Seiten fehleranfällig.

Der Arzt kann anzeichen übersehen oder die Untersuchungen nicht engmaschig genug legen. Der Patient kann Termine verpassen.

Zusätzlich kann er sich nicht sicher sein, dass nicht doch noch Tumorzellen wachsen. Viele Patienten entscheiden sich daher für eine Chemotherapie um diese Chance zu reduzieren und die mentale Spannung abzubauen.

Was sind die Vorteile?

Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch diese Behandlungsmethode umgeht der Patient möglicherweise eine Chemotherapie und potentielle Neben- und Langzeitwirkungen.

Außerdem sind seine Überlebenschancen immer noch extrem gut, selbst wenn der Krebs zurückkehrt und du eine Chemo anfangen musst.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal wiederholen, dass diese Strategie NUR in einem frühen Stadium angewandt werden kann.

Nachsorge bei der Überwachungsstrategie bei Hodenkrebs

Wenn du dich nach der Hodenentfernung für eine Überwachung entscheidest, solltest die Nachsorge sehr ernst nehmen. Es ist wichtig, den zurückkehrenden Hodenkrebs frühzeitig zu erkennen. Daher habe ich aus den Patientenleitlinien für Hodenkrebs (siehe Seite 129) das Nachsorge-Schema für Seminom-Patienten:

Nachsorgejahr1. Jahr2. Jahr3. – 5. Jahr
Termine4x4x2x
CT/MRT (Bauchraum)2x2x
Ultraschall (Bauchraum)2x2x2x
Ultraschall (Hoden)1x1x1x
Röntgen (Brustkorb)2x2x1x
Klinische Untersuchung4x4x2x
Erweiterte Blutuntersuchung1x1x1x

Für Hodenkrebspatienten mit Non-Seminomen Stadium I in der Überwachung gilt dieses Schema:

Nachsorgejahr1. Jahr2. Jahr3. – 5. Jahr
Termine6x6x4x
CT/MRT (Bauchraum)2x
Ultraschall (Bauchraum)1x1x
Ultraschall (Hoden)1x1x1x
Röntgen (Brustkorb)2x2x2x
Klinische Untersuchung6x6x4x
Erweiterte Blutuntersuchung1x1x1x

Wichtige Ergänzung: wenn deine Tumormarker über den Normalwert waren, würde ich diesen öfter checken als 1x im Jahr. Idealerweise bei der klinischen Untersuchung. Das machen die meisten Urologen auch.

Die Leitlinine sind der Rahmen aus der Erfahrung der Forschung. Trotzdem kannst du mit mit deinem Urologen deinen persönlichen Plan abstimmen. Du kannst ihn auch fragen, wieso er bestimmte Dinge macht und lässt.

Zusammenfassung

  • Die Wait & See oder Surveillance-Strategie wird nur in einem frühe Hodenkrebsstadium angewendet
  • Wichtig ist ein sehr engmaschiger Kontrollplan der Nachsorge mit Bildgebung und Tumormarkern
  • Das Ziel der Strategie ist die Vermeidung einer Chemotherapie und kein Wiederaufflammen des Hodentumors.

Hast du Fragen zur Wait & See-Strategie oder Behandlung?

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