Wie geht es mir 1 Jahr nach meiner Krebsbehandlung?

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Hallo liebe Leser,

in diesem Beitrag erwartet euch eine Bestandsaufnahme meines Lebens 1 Jahr nach meiner Krebsbehandlung. Zum Schluss möchte ich noch einen Ausblick auf die Zukunft dieses Krebsblog geben. Was habe ich bisher gemacht und wo will ich hin?

Wie verläuft meine Krebsnachsorge?

Meine letzte Operation war vor etwa einem Jahr. Seitdem bin ich krebsfrei. Die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen nur eine Müdigkeit hat mich ergriffen. Ich „hoffe“ es ist eine Mischung aus dem Fatigue-Syndrom nach einer Chemotherapie und psychologischen Faktoren. In dunklen Stunden habe ich aber Angst, dass es in meinem Körper immer noch rumort oder sich etwas neues anbahnt.

Bisher verlief die Nachsorge erfolgreich. Die MRTs sind unauffällig und die Tumormarker im Normalbereich. Es gibt keine Anzeichen von Krebs. Ich habe lediglich leichte Steißbeinprobleme und mein Darm ist weniger aktiv. Das bereitet mir die meisten Gedanken und erinnert mich immer wieder an die Entdeckung des Tumors. Geistig ist die Episode noch nicht vorbei. Das merke ich immer mehr.

Ansonsten habe ich bei einem Hormonspezialisten (Endokrinologie) einen Bluttest gemacht. Ich bekomme Ende August die Resultate. Vielleicht geben die Ergebnisse Antworten auf einige andauernde Probleme (Müdigkeit, Energielosigkeit, Gewichtszunahme, Pickel am Rücken).

Was mache ich gerade?

Leben. Ich bin wieder im Alltag angekommen. Mitte Mai habe ich gekündigt und im Juni einen neuen Job angefangen. Die vier Wochen dazwischen hatte ich ein paar Arztbesuche und war mit meinem Vater das Piemont besuchen. Ich will nicht zu viel über den Urlaub erzählen, nur soviel: Die Fahrt hat sich gelohnt.

Piemont und Wein
Piemont und Wein

In der Pause konnte ich einen Sport-Check in der Charite machen. Das Ergebnis lautet, dass 68% aller Männer in meinem Alter sportlicher sind als ich. Überrascht hat mich das nicht, trotzdem war es kein schönes Gefühl. Deshalb habe ich mir nun zum Ziel genommen meine Aktivitäten hochzufahren.

Ich habe mich im Fitness-Center angemeldet, versuche 2-Mal im Monat Squash zu spielen und gehe monatlich zu einem Yoga Kurs. Ich will meine Ausdauer steigern und konzentriere mich im Moment auf Jogging-Einheiten. Bisher schaffe ich etwa 5 km. Ich hoffe durch die Bewegung wird auch meine Müdigkeit besser, weil diese mich doch stellenweise stark belastet.

Die Arbeit steht im Moment im Vordergrund. Ich arbeite in jeder Arbeitsstelle aktiv mit und versuche alles zu geben. Nichtsdestotrotz habe ich mir vorgenommen, dass die Arbeit nicht die wichtigste Sache in meinem Leben ist. Leider wurde ich durch gewisse Umstände gezwungen, mir eine neue Arbeit zu suchen. Ich habe nämlich auch gelernt, dass ich nicht alles mitmachen muss und werde. Ich entscheide, unter welchen Bedingungen ich arbeite. Nun muss ich mich in meiner neuen Stelle erstmal beweisen und Vertrauen aufbauen. Das ist anstrengend, gehört aber dazu.

Bisher macht es Spaß.

Als Konsequenz habe ich weniger Zeit, persönliche Belange anzugehen. Ich will ein paar Dinge in meinem Leben ändern. Auf die körperliche Gesundheit achten, gehört dazu. (Daher muss ich mir wohl bald einen Arzt für eine Darmspiegelung suchen.) Genauso wichtig ist aber natürlich auch meine geistige „Gesundheit“. Allerdings fällt mir auf, dass ich immer wieder diese Vorsätze vernachlässige und der „alltägliche Autopilot“ übernimmt: Arbeit – Schlafen – Arbeiten – Trinken – Schlafen – Arbeiten“.

Ich mache weniger autogenes Training zu Hause und stattdessen benutze ich Filme oder PC-Spiele wieder, um mich abzulenken. Hinzu kommt die Energielosigkeit. Ich werde traurig, wenn ich nach der Arbeit nur noch auf dem Sofa sitzen kann und kaum Elan habe noch irgendetwas anzufangen. Dann schlafe ich um 22 Uhr ein. Doch hier soll ebenfalls Sport helfen und ich will mir noch weitere Hobbies suchen die mein interesse wieder wecken! Zudem kann ich sagen, dass eine Arbeitsstelle mit 32 Stunden große Vorteile hat, weswegen das zu gegebener Zeit auch wieder ein Ziel sein wird.

Was habe ich gelernt?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Manchmal habe ich das Gefühl nichts. Ich wiederhole immer noch alte Fehler oder bin in alten Mustern gefangen. Andererseits bin ich strikter geworden und kann besser Entscheiden was ich will und was ich nicht will.

Wie geht es mit meinem Krebsblog weiter?

Als ich den Blog letztes Jahr gestartet habe, war er für mich ein Tagebuch. Ich habe euch über die Therapie auf dem Laufenden gehalten und über Probleme und Ängste geschrieben. Mit zeitlichen Abstand habe ich vermehrt Fragen rund um den Hodenkrebs aus Patientensicht beleuchtet, um anderen eine Hilfestellung zu bieten. Der Tagebuchaspekt ist dadurch in den Hintergrund gerückt.

Im Moment arbeite ich daran die Informationsbeiträge besser aufzubereiten. Außerdem suche ich ein neues Template. Ich habe das Ziel, die beiden Bereiche besser zu trennen und ein paar neue Features für die Handynutzung einzubauen. Durch die Erneuerungen möchte ich auch wieder mehr Energie in die Artikel stecken. Ich will lernen, mich besser auszudrücken und eine offenere Kommunikation aufbauen.

Wenn ihr Fragen oder Themen habt, die ich behandeln soll, könnt ihr mir das gerne in die Kommentare schreiben oder per E-Mail schicken: patrick@krebskrampf.de

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