[Patientenerfahrung] Portkatheter bei einer Chemotherapie: Wie sieht ein Port aus und wie wird er gelegt?

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Ich habe meinen Krebsblog in zwei Bereiche aufgeteilt:

Am 3. Juni 2019, habe ich meinen Port entfernen lassen. Über den Port wurde mir die PEB-Chemotherapie verabreicht.

Als ehemaliger Krebspatient spreche ich über meine Erfahrungen mit einem Portkatether bei einer Chemotherapie. Ich spreche Vorteile und Probleme eines Ports an. Außerdem möchte ich auf Alternativen zum Port hinweisen. Hier findest du Antworten eines Laiens auf medizinische Fragen zum Port. 

Ich hatte meinen Port etwa 1,5 Jahr lang und keine großen Schwierigkeiten.

Was ist ein Portkatheter?

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Der eingebaute Port am Schlüsselbein.

Der „Port“ bzw. das Port-System wird unter die Haut eingeschoben, um eine länger dauernden Chemotherapie zu erleichtern. Durch den Port können verschiedene Infusionen gegeben werden. Er besitzt eine Kunststoffkammer mit einer Membran und einem Schlauch (= Katheter), der in eine herznahe Vene mündet.

Wie wird der Port gesetzt?

Der Port wird oft unter dem rechten Schlüsselbein in einer ambulanten Operation gesetzt. Du erhältst eine örtliche Betäubung. Ich habe zusätzlich Beruhigungsmittel bekommen. Der Arzt macht einen kleinen Schnitt im Brustmuskel und punktiert darüber erst eine Vene, die zum Herz führt. Danach wird die Portkammer im Bereich der ersten Rippen gesetzt. Anschließend werden beide verbunden und alles wird zugenäht. 

Das Einsetzen des Ports dauert zwischen 20 und 30 Minuten und wurde bei mir im Benjamin-Franklin Krankenhaus (Berlin) gemacht. Der Port wurde mir am 06.03.2018 eingepflanzt. Natürlich hatte ich ein wenig Angst. Der Arzt war allerdings sehr erfahren und hat sogar mit einem radiologischen Gerät die Lage des Ports und der Vene kontrolliert. Dadurch habe ich mich sicherer gefühlt. Manchmal gibt es eine Vollnarkose. Diese Option hatte ich allerdings nicht.

Wie funktioniert ein Port? Wie sieht ein Port für eine Chemo aus?

Der ist einfach nur eine Membran mit einer Kanüle in die Vene. Diese Membran leigt unter der Haut und kann von außen angestochen werden.

In dieser Darstellung siehst du wie ein Port angestochen wird: 

Anstich eines Portkatheter
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Portkatheter

Was ist der Vorteil eines Ports?

Der Port schont die Armvenen. Er verteilt die Infusion schnell im gesamten Körper und kann lange getragen werden.

Durch den Port muss der Patient nicht bei jeder Chemo-Gabe neu angestochen werden. Das schont die Armvenen und reduziert die Gefahr, dass die Infusion in das Gewebe läuft. Nicht zuletzt ist es angenehmer für den Patienten, da  dieser den Arm frei bewegen kann.

Ein Vorteil ist die schnelle Verteilung der Zytostatika durch die herznahe Vene im ganzen Körper.

Über den Port können andere Medikamente, wie Schmerzmittel oder Blutprodukte gegeben werden. Ich habe vor meiner Stammzellen-Entnahme eine kleine Bluttransfusion an Thrombozyten darüber erhalten.

Im Gegensatz zum ZVK (= Zentralen Venenkatheter), der nicht dauerhaft getragen werden kann, ist eine lange Tragezeit von mehreren Monaten oder sogar Jahren möglich. Ihr müsst also nicht in jedem Zyklus neu angestochen oder sogar operiert werden. Das ist sehr praktisch.

Ich bin mit meiner Entscheidung einen Port zu implementieren sehr zufrieden gewesen.

Ist der Portkatheter im Alltag ein Problem?

Nein. Der Port liegt unter der Haut und wenn er nicht angestochen ist, hat er keinen natürlichen Ausgang. Daher brauchst du kein Pflaster und kannst alles machen: Duschen, Baden oder Sport treiben.

Bei einigen kann der Port unangenehm sein und stechen. Das legt sich in der Regel und ich hatte keine Probleme. Achtet immer darauf, dass die Krankenschwestern oder Ärzte die Stelle bei einem neuen Anstich gut desinfizieren.

Du bekommst von dem Operateur, der den Port einpflanzt, einen Port-Pass. Die Modellnummer ist auf dem Pass verzeichnet, falls jemand fragen hat. Ich brauchte diesen Pass nie.

Wie oft muss ein Port gespült werden?

Vor und nach Gebrauch wird der Port mit Kochsalz und Heparin durchgespült. Das macht die Krankenschwester. Diese Maßnahme verhindert ein Blutgerinnsel im Katheter oder die Verschleppung von Infektionen.

Wie oft soll der Port nach Beendigung der Chemotherapie gespült werden? Ärzte machen hierzu unterschiedliche Angaben. Es gibt keine einheitliche Richtlinie. Manche sprechen von allen 6 Wochen bis alle 3 Monate. Meine Ärzte haben übereinstimmend gesagt, dass ich den Port nicht spülen soll, solange es keine Probleme gibt. Das liegt daran, dass das Anstechen das größte Risiko einer Infektion birgt. Mein Port wurde von Juli 2018 bis Juni 2019 nicht gespült. Hier gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen.

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Spülung des Ports

Welche Risiken gibt es bei einem Portkatheter?

Bei einem Portkatheter gibt es zwei Arten von Risiken: Probleme bei der Implementierung und die Infektionsgefahr beim Anstechen bzw. Tragen.

Der Arzt legt den Port in einer ambulanten Operation. Dieser Eingriff ist ungefährlich. Aber wie bei jeder Operation, kann es zu (seltenen) Komplikationen kommen: Blutungen, Venenverschluss oder eine Infektion. Durch einen geübten Operateur treten diese Komplikationen kaum auf. Kurz gesagt, vor dem Port legen, musst du keine Angst haben.

Es kann passieren, dass der Port nach der Verlegung Probleme macht. Durch die Einstiche können Bakterien in die Vene gelangen oder es kommt zu einem Blutgerinnsel, welches eine Thrombose verursachen kann. Dann schmerzt die Port-Einstichstelle und wird warm. Sagt dem Arzt Bescheid. Er entfernt den Port in diesen Fällen. Ich hatte eine Freundin, die Schwierigkeiten beim Port hatte, weil sich die Stelle öfter entzündet hat. Der Port muss dann raus und die Wunde offen ausheilen.

Bei einem Port sind die Risiken geringer als bei einem ZVK (= zentraler Venenkatheter, der durch den Hals gestochen wird und offen liegt) oder der Chemogabe durch eine Armvene. Der Port ist eine sehr sichere Methode. Er ist leicht zu handhaben und stört im Alltag nicht.

Deshalb habe ich mich dafür entschieden.

Zusatzinfo: Manche Patienten sprechen davon, dass auch Blut über den Port abgenommen werden kann. Möglich ist das. Allerdings machen das die meisten Ärzte nicht, weil jeder Anstich ein minimales Risiko der Infektion birgt. Außerdem kann der Port kaputt gehen. 

Ich kannte Palliativkrebspatienten mit einem lange liegenden Port, der sich immer wieder entzündet hat. 

Wie und wann wird das Portsystem entfernt?

Die meisten Ärzte sagen, dass der Port raus kann, wenn die Rezidivgefahr deutlich gesunken ist. Der Port muss auch bei Komplikation, z.B. einer Entzündung entfernt werden. In meinem Fall galt die Faustregel ein Jahr nach Ende der Chemotherapie. Bei Hodenkrebs habe ich das schon öfter gehört, trotzdem kommt es immer auf euren individuellen Fall an.

Der Portkatheter wird in einer ambulanten Operation herausgeholt. Zunächst wird die Stelle um den Port mit einem Lokalanästhetikum bespritzt. Anschließend schneidet der Arzt mit einem kurzen Schnitt die Haut über dem Port auf. Er entfernt erst den Katheter aus der Herzvene und danach wird der Port selbst entfernt.

Normalerweise dauert der kleine Eingriff nur 10 bis 15 Minuten. Es kann zu einer Ausnahme kommen, wenn der Port eingewachsen ist. Das kommt selten vor.

Durch die Betäubung habe ich keinen Schmerz bei der Portentnahme empfunden. Im Anschluss näht er den Schnitt zu und setzt wahlweise eine Drainage ein. Die Drainage sondert restliches Blut und Wundsekret ab, damit kein Bluterguss entsteht.

Die Risiken einer Portentfernung sind überschaubar. Es kann zu Nachblutungen oder Schmerzen kommen.

Wie lange dauert das Legen und Entfernen eines Ports?

Das Legen eines Ports dauert etwas länger, weil der Arzt die richtigen Blutgefäße finden muss. Bei mir hat der Arzt ein Röntgengerät zu Hilfe genommen. Der Eingriff dauert etwa 30 Minuten und ich war nur örtlich betäubt. Eine Vollnarkose braucht man nicht.

Die Entfernung des Ports geht wesentlich schneller. Der Eingriff hat bei mir 15 Minuten gedauert. Ich wurde örtlich betäubt und der Port wurde rausgeschnitten. Es bleibt eine kleine Narbe, die aber gut verheilt.

Welche Alternativen zum Port gibt es?

Der Port befördert eine Infusion (Nahrung, Chemo, etc.) über eine zentrale Vene in den Körper. Natürlich kann diese Zugabe auch über andere Stellen passieren. Daher gibt es grundsätzlich immer Alternativen:

Zugang über eine Armvene
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Peripherer_Venenkatheter

Zugang über eine Armvene (Peripherer Venenkatheter): Die klassische Methode ist die Gabe über eine Armvene. Das kennt jeder, der im Krankenhaus eine Infusion bekommen hat. Der Vorteil ist, dass ein peripherer Venenkatheter schnell geht und kein Eingriff nötig ist. Der Nachteil bei einer Chemo ist, dass durch die lange Infusionszeit (5 Tage, viel Wasser etc.) eine schmerzhafte Venenreizung oder Vernarbung entstehen kann. Außerdem kann der Zugang verrutschen und die Infusion kann im schlimmsten Fall in die lokale Haut geleitet werden. Gerade bei einem Zellgift kann das zu Vergiftungen führen. Hier ist ein Bild des bekannten Zugangs:

ZVK Zentraler Venenkatheter
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zentraler_Venenkatheter

ZVK (= Zentraler Venenkatheter): Ähnlich wie der Port, wird der ZVK an einer Halsvene angelegt. Allerdings ist er nicht unter der Haut, sondern schaut aus dem Hals raus. Dadurch schmerzt er stärker und alltägliche Angelegenheiten, wie Duschen oder Sport, sind nicht möglich. Der ZVK wird nur als Notfall oder bei sehr kurzen Zyklen benutzt. Ich hatte wegen Zeitmangel im ersten Zyklus einen und war froh, dass ich danach einen Port bekam.

PICC-Katheter

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/PICC-Katheter

PICC-Katheter: Eine neue Methode ist der PICC-Katheter. Dieser wird durch die Oberarmvene direkt zum Herz gelegt. Er hat eine geringere Komplikationsrate als der ZVK und wird oft für kurzfristige Behandlungen verwendet. Der PICC-Katheter ist leicht zu implementieren und braucht keinen echten Eingriff an der Brust. Im Gegensatz zu ZVK und Port wird keine zentrale Vene punktiert, sondern die Vene des Oberarms. Dadurch ist das Blutgerinnungsrisiko schwächer. Mir wurde die Option in einem anderen Krankenhaus angeboten, ich habe mich dann aber für die Charité entschieden. Der Nachteil ist, dass der PICC durch ein Pflaster abgedeckt werden muss, weil er am Arm nicht unter der Haut liegt. Hier findest du die Darstellung des PICCs:

Bitte wende dich bei medizinischen Fragen an deinen Arzt oder die Klinik. Ich bin nur ein ehemaliger Patient.

Zusammenfassung

  • Ein Portkatheter hilft die Chemotherapie leichter aufzunehmen und schont die Armvenen. Bei einer kurzfristigen Tragedauer von einem Jahr sind die Komplikationen geringer.
  • Du kannst mit dem Port alles machen und brauchst kein Pflaster. Er liegt unter der Haut und wird nur bei einer Chemogabe angestochen.
  • Die Port-OP und Port-Entfernung wird unter örtlichen Betäubung durchgeführt und dauert zwischen 15 und 30 Minuten.
  • Es gibt Alternativen zum Port: Den Peripherer Venenkatheter im Arm, den Zentraler Venenkatheter im Hals und einen PICC-Katheter vom Arm zum Herzen.

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