Welche Ursachen für Hodenkrebs gibt es? Was kann zu Hodenkrebs führen?

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In diesem Artikel möchte ich als ehemaliger Hodenkrebspatient auf die Ursachen von Hodenkrebs eingehen.

Hodentumore entstehen meist bei Männern zwischen 20 und 44 Jahren.

Hodenkrebs gilt als häufigste Krebsart bei jungen Männern. In Deutschland finden pro Jahr über 4.100 Neuerkrankungen statt Es wird geschätzt, dass 120.000 ehmalige Hodentumorpatienten in Deutschland leben. Zum Glück ist ein Hodentumor durch die Chemotherapie sehr gut heilbar.

Ich habe meinen Krebsblog in zwei Bereiche aufgeteilt:

Welche Ursachen für Hodenkrebs gibt es?

Hodenkrebs kann viele Ursachen haben. Allerdings wird dir selten ein Arzt sagen können, wieso du einen Hodentumor entwickelt hast. Es gibt nur verschiedene Hinweise und Risiken. Ein wichtiger Risikofaktor ist Hodenhochstand. Patienten mit einem Bauchhoden haben eine 5 bis 10-fach höhere Chance auf eine maligne Krebsentartung. Wer hat ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken?

Weitere Risikofaktoren aus der biologischen Entwicklung. Diese Faktoren werden oft unter „testikulären Dysgenesie-Syndrom“ zusammengefasst:

  • Hormonelle Auslöser, die eine frühe Pubertät begünstigen
  • Durch Mumps-Virus verursachte Hodenentzündung (Orchitis)
  • Bei einer Vorerkrankung durch eine sogenannte TIN (testikuläre intraepitheliale Neoplasie). Diese wird durch einen Überschuss von weiblichen Hormonen (Östrogenen) als Embryo verursacht
  • Unterentwickelte oder unfruchtbare Hoden (Hypogonadismus) oder
  • Funktionelle Störungen der Spermatogenese
  • Der oben angesprochene Hodenhochstand mit seinen Varianten: anatomische Fehlentwicklungen wie Hypospadie und Kryptorchismus

Genetische Faktoren:

  • ehemalige Hodenkrebspatienten haben ein 30-faches erhöhtes Risiko erneut einen Hodentumor zu entwickeln
  • genetischer Faktor: Brüder oder Söhne von an Hodenkrebs erkrankten haben ein bis zu 12-fach erhöhtes Risiko einen Tumor zu entwickeln
  • Es gibt eine Debatte in der Wissenschaft, ob eine Chromosomveränderung am Chromosom 12 (Isochromosom 12p) etwas mit vielen Keimzellen zu tun hat, weil dadurch das Zellwachstum gefördert wird. Du findest hier einen Artikel zu dem Thema unter Pathogenese: https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/hodenkrebs#Pathogenese.

Umweltfaktoren:

  • Chemische Mittel für Insektenvernichtung
  • Hohe Belastung durch Schwermetalle oder das Einatmen von Ruß
  • Thematik Sport. Es gibt Debatten und auch Forschungen darüber, ob Sportarten, die den Hoden einengen das Hodenkrebsrisiko erhöhen. Das bekannteste Beispiel ist Fahrradfahren, vor allem Radprofis, die viel radfahren. Die Hoden werden eingeklemmt und die Hosen sind eng. Dadurch steigt die Temperatur. 

Was kann also zu Hodenkrebs führen?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Es gibt Einflussfaktoren, aber keinen klaren Auslöser. Am Ende führt diese Frage bei einer Person mit der Diagnose zu nichts, weil es um die Behandlung geht. Die Hodenkrebsbehanldung hat immer wieder gleiche Muster und ist sehr erfolgreich.

Ein gutes Interview zum Thema Hodenkrebs und Sport mit Professor Frank Sommer: https://www.swr.de/wissen/hodenkrebs-durch-leistungssport-interview-100.html

Der Onkologe Dr. med. Christoph Oing von der Universitätsklink Hamburg-Eppendorf hat zusammen mit Prof. Dr. med. Mathias Freund eine Online-Sprechstunde zum Thema: „Keimzelltumore des Hodens – Epidemiologie und Entstehung“ gegeben.

In diesem Video werden viele wichtige Fragen, über die Gefährlichkeit, Häufigkeit und Ursachen von Hodenkarzinomen besprochen. Am Ende geht Dr. Oing auf Fragen von Patienten ein. Das Video ist sehenswert, wenn man selbst ein Patient ist oder war.

Kurzer Kommentar zu Covid / SarCOV-2 und Hodenkrebs:

  1. Es gibt eine Untersuchung, ob eine Covid-Erkrankung Hodenkrebs fördert. Die Quelle findest du hier: https://www.mdpi.com/2227-9059/10/4/858/htm. In dem Artikel wird gesagt, dass bei 70 jährigen toten Covid-Patienten eine Erhöhung eines Biomarkers (miR-371a-3p) gefunden wurde, der auch bei Hodenkrebs erhöht ist. Diese Patienten hatten aber kein Hodenkrebs. Daher fordern die Wissenschaftler weitere Untersuchungen. Belastbares Zahlenmaterial gibt es sowieso noch nicht, weil die Krebsregister 1-5 Jahre hinterherhinken. Bisher gibt es keinen Nachweis, dass Covid das Hodenkrebsrisikio steigert.
  2. Für einen Einfluss der Covid-Impfungen auf Hodenkrebs gibt es keinerlei Beweise oder auch nur Indizien! Diese Debatte kommt manchmal von Impfgegnern auf, auch gerade im Zusammenhang mit den erkrankten Fußballern.
 

Was ist Hodenhochstand?

Bei einem Hodenhochstand (auch Hodenretention oder „Retentio testis“ genannt) liegen einer oder beide Hoden nicht im Hodensack. In der Regel befindet sich ein Hoden noch im Beckenbereich und der andere im Hodensack. Es kann zu einem Gleit- oder Pendelhoden kommen, der zwischen Bauch und Hoden hin und herwandert. Die normalen Funktionen sind meist nicht eingeschränkt, weil ein Hoden ausreicht. Trotzdem kann diese Fehlentwicklung ein Hodenkarzinom begünstigen.

Ich selbst hatte einen Bauchhoden. Das ist eine Sonderform des Hodenhochstandes. Daher hatte ich als Säugling eine kleine Operation, bei der allerdings nichts gefunden wurde. Die Ärzte sagten, dass ich nur einen Hoden besitze.

 

Hodenhochstand
Bauch- oder Leistenhoden werden als Hodenhochstand bezeichnet.

Die Eltern sollten darauf achten, dass der hochliegende Hoden noch als Baby entfernt wird, da sonst die Chance für Unfruchtbarkeit oder Hodenkrebs steigt. Das Hodentumor-Risiko bei operiertem Hochstand liegt um das 2,75- bis 8-fache höher als bei Männern ohne Hodenhochstand. Zur Erinnerung: bei einem nicht operierten Bauchhoden liegt das Risiko 5-10-fache höher. 

Übrigens führt ein Hodenkrebs selten zu Unfruchtbarkeit und die Zeugungsfähigkeit bleibt in den meisten Fällen erhalten. Trotzdem sollten Spermien eigengefroren werden.

Ich habe einen ausführlichen Artikel zum Thema Hodenhochstand und Hodenkrebs geschrieben.

Hier erhältst du weitere Infos zum Thema Hodenkrebs:

Wie gefährlich ist Hodenkrebs?

Welche Rolle spielt Ernährung als Ursache von Hodenkarzinomen?

Nach der heutigen Forschung gibt es keinen mir bekannten Zusammenhang. Es wird oft geschrieben, dass verschiedene Nahrungsmittel, Nikotin oder Alkohol mitverantwortlich für Krebsarten sind. Nikotin kann Blasenkrebs oder Lungenkrebs verursachen, bei dem Hodenkrebs spielt es keine größere Rolle.

Alkohol greift vor allem Rachen, Speiseröhre und Magen an. Der Hodenkrebs als Unterart des Keimzellenkrebs ist davon allerdings weniger betroffen, weil er nicht Teil des Verdauungstraktes ist.

Wie entsteht Hodenkrebs?

Der Hodenkrebs ist ein Keimzellentumor. Die Tumorentstehung wird durch hormonelle Unregelmäßigkeiten oder Fehlbildungen in der Hodenentstehung (Hodenhochstand) begünstigt.

Der Hodenkrebs wächst meist im Hodengewebe heran. Es gibt auch seltene Fälle, wie bei mir, bei denen der Tumor im Bauchraum sitzt.

Das hängt damit zusammen, dass im Bauchraum eine höhere Temperatur als im Hodensack vorherrscht. Zusätzlich gibt es eine veränderte Blutzufuhr und eine gestörte Hodengewebsentwicklung. Der Hoden wird dadurch anfälliger für Zellmutationen.

Bei über 75% aller Diagnose ist der Hodenkrebs noch auf den Hodensack begrenzt. Das begünstigst die Prognose. Übrigens ist die Chance relativ gleich verteilt, ob der linke oder der rechte Hoden betroffen sind.

Über die Lymphknoten kann der Krebs Metastasen bilden und auch in die Lunge wandern. Das kommt allerdings relativ selten vor, weil der Hodenhumor häufig vorher entdeckt wird.

Was sind die ersten Anzeichen von Hodenkrebs?

Eines der wichtigsten Anzeichen ist ein Knoten oder Knubbel im Hoden. Hinzukommen Schmerzen am Hoden oder im Leistenbereich. Außerdem gibt es bei einigen Hodenkrebsformen bestimmte Blutwerte, die auffällig sind.

Es gibt kein gesetzlich bezahltes Früherkennungsprogramm. Allerdings sollte du regelmäßig deine Hoden beim Duschen auf Verhärtungen abtasten. Bei Problemen oder Sorgen kannst du ruhig zum Urologen gehen. Ein Hodenkrebs-Check dauert nur etwa 10 Minuten.

Hier ist ein ausführlicher Artikel zu Hodenkrebs Symptomen.

Zusätzlich kannst du dich auf dem Portal: Hodencheck.de informieren.

Ein Hodenkarzinom tritt übrigens in über 98% der Fälle nur in einem Hoden auf.

Hodenkrebs – ist Krebs in den Hoden heilbar?

Ja, Hodenkrebs ist heilbar und hat sogar sehr gute Heilungschancen. In einer Orchiektomie (= Hodenentfernung) kann der befallene Hoden entfernt werden und eine PEB-Chemotherapie schlägt gut an. Bei seminomen Hodentumor kann zusätzlich eine Strahlentherapie angewendet werden. 

Wenn der Krebs in einem sehr frühen Stadium entdeckt wurde, reicht sogar die Hodenentfernung und du musst nur eine Wait & See Strategie machen, sprich du wirst engmaschig kontrolliert.

Die Behandlungsverfahren helfen sogar noch zuverlässig, wenn der Hodentumor schon gestreut und Metastasen gebildet hat. Daher habt ihr auch im höheren Krebsstadium relativ gute Überlebenschancen.

Daher solltest du nicht zu viel über die Ursachen des Hodenkrebs nachdenken, sondern bei Sorgen oder Ängsten zu einem Urologen gehen und dich untersuchen lassen.

Schmerzen im Hoden: Welche Ursachen gibt es?

Schmerzen im Hoden sind kein eindeutiges Zeichen für Hodenkrebs. Die Hodenschmerzen können viele Ursachen haben. Wenn die Schmerzen allerdings anhalten, solltest du einen Urologen aufsuchen.

Mögliche Ursachen für Hodenschmerzen:

  • Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis) oder Hodenentzündung (Orchitis): Das Eindringen von Bakterien in den Hodensack; hier kann mit Antibiotika behandelt werden.
  • Hodenprellung: Ein leichter Bluterguss durch einen Stoß, z.B. einen Fußball.
  • Hodenruptur: Die Haut den Hodensacks kann einreißen und muss vielleicht genäht werden.
  • Abszesse im Hoden: Eine Eiteransammlung im Hoden oder Hodensack, die durch Bakterien ausgelöst wird.
  • Hodentorsion: Der Hoden und der Samenstrang verdrehen sich und der Blutzufluss wird behindert.

Es gibt viele Ursachen für Hodenschmerzen. Zusätzlich können Hoden durch Kälte oder Sport ziehen und drücken. Das ist an sich noch kein Zeichen für eine schwere Erkrankung.

Welche Arten von Hodentumoren gibt es: Seminom, Non-Seminom?

Alle Hodentumore sind Keimzellentumore. Sie können allerdings aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt sein. Es gibt eine grobe Einteilung in seminone und non-seminome Tumore.

Die seminomen Hodentumore sind in der Regel etwas harmloser und sprechen sehr gut auf die Behandlung an. Aber auch non-seminome Krebsarten haben eine gute Heilungschance.

In diesem Beitrag findest du eine klare Unterteilung aller Hodenkrebsarten.

Meine eigene Erfahrung und die Psychologie

Ich persönlich hatte zwar einen Hodenhochstand, daher gibt es eine Erklärung für das Krebswachstum. Trotzdem gibt es genug Menschen mit Hodenhochstand, die keinen Krebs bekommen. Daher kann dir niemand genau sagen, wieso du als Einzelperson nun Krebs hast.

Deshalb habe ich die Krankheit als gegeben hingenommen und mich nicht auf die Vergangenheit konzentriert, sondern auf die Zukunft. Ich wollte die Behandlung möglichst effektiv angehen, mich darüber informieren und den Krebs bezwingen.

Jeder muss selbst seinen Weg finden, um mit Krebs umzugehen. Ich persönlich denke aber, dass es nicht hilft, allzu viel nach dem ‚warum‘ zu fragen, weil diese Frage sowieso niemand genau beantworten kann.

Zusammenfassung

  • Für Hodenkrebs spielen genetische Faktoren und Hodenhochstand eine Rolle, weil sich Hodentumore aus Keimzellen entwickeln. Es gibt allerdings kein Screeing bei Kindern, um die Krankheit vorherzusagen.
  • Die meisten Hodentumore werden in einem frühen Stadium diagnostiziert.
  • Umweltfaktoren spielen keine starke Rolle.
  • Hodenkrebs ist gut heilbar, weil die Behandlungsmethoden anschlagen.

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