Hodenkrebs-Früherkennung: Für wen ist Hodenkrebs-Vorsorge sinnvoll?

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Ich habe meinen Block in zwei Bereiche geteilt:

In diesem Artikel möchte ich als ehemaliger Patient auf das Thema Hodenkrebs-Vorsorge und Früherkennung eingehen. Ich gehe auf die Vor- und Nachteile ein und möchte die Frage beleuchten, ob Hodenkrebs-Vorsorge sinnvoll ist.

Die Hodenkrebs-Früherkennung wurde 2022 wieder relevanter, weil einige Bundesliga Profis Hodenkrebs-Diagnosen erhalten haben. Einige Vereine, wie Hertha BSC Berlin machen nun sogar bei allen Neuverpflichtungen einen Hodenkrebs-Tests. Ich gehe der Frage nach, ob das sinnvoll ist.

Zusätzlich habe ich einen anderen Artikel mit ausführliche Informationen zu Symptomen bei Hodenkrebs geschrieben.

Wie funktioniert Hodenkrebs-Vorsorge

In Deutschland gibt es für Hodentumore keine gesetzlichen Programme zur Früherkennung und Vorsorge. Bei Darm- oder Brustkrebs sieht dies anders aus. Wieso gibt es das nicht?

Dafür gibt es zwei Gründe:

  1. In Deutschland gibt es nur etwa 4.100 Fälle pro Jahr. Hodenkrebs ist mit einem Anteil von 1,6 % an allen Krebserkrankungen selten. Unter jungen Männern ist es dennoch die häufigste Krebsart.
  2. Kann ein Hodentumor leicht von dem Patienten selbst entdeckt werden. Wichtig ist, dass die Symptome bekannt sind. 90% aller Hodentumore werden in einem frühen Stadium (TI oder TII) gefunden.

Die Vorsorge obliegt daher nicht dem Arzt, sondern dem Patienten. Dafür muss der Patient für das Thema allerdings sensibiliert worden sein. Hier entstehen das Probleme, weil Hodenkrebs vor allem bei jungen Männern (zwischen 20 und 45) auftritt.

Im Gegensatz zu jungen Frauen gehen Männer in ihren 20er Jahren nicht einfach zum Urologen und kennen sich oft mit Erkrankungen des Penis, des Hodens oder der Blase schlecht aus. Hinzu kommt eine gewisse „Scham-Hürde“ beim Gang zum Urologen.

Aus den genannten Gründen ist in meinen Augen das Thema Früherkennung für Hodenkrebs eher ein Aufklärungsthema: Für junge Männer ist es sinnvoll ein Bewusstsein von der Gefahr zu entwickeln. Zusätzlich solltest du wissen, wie du selbstständig deine Hoden untersuchst und die Hoden regelmäßig abtasten.

Hier ist eine Anleitung zum Abtasten des Hodensacks.

  • Abtasten der Hoden: Männer zwischen 14 und 45 sollten einmal im Monat ihren eigenen Hoden ab. Dadurch bekommst du ein Gefühl für die Größe und für Veränderungen.
  • Bei der Hodentastuntersuchung solltest du im Idealfall während des Duschens oder Badens deine Hoden vorsichtig abtasten, da sich der Hodensack in dieser Zeit entspannt und die Abtastung damit besser gelingt.
  • Nimm deine Hoden abwechselnd in die Hand und vergleiche ihre Konsistenz auf Seitenunterschiede.
  • Die Konsistenz sollte der deiner Daumenballen ähneln. In der Regel haben die Hoden eine glatte Oberfläche und geben bei leichtem Druck nach.
  • Achte darauf, ob du Knoten oder Knubel ertasten oder ob sich ein Hoden hart anfühlt, besonders, wenn dies schmerzfrei ist.
  • Gibt es Unterschiede in der Größe der Hoden? Taste deine Hoden regelmäßig ab und achte auf Veränderungen im Vergleich zu früheren Untersuchungen

Bei diesen Symptomen ist ein Urologiebesuch ratsam:

  • Die Größe eines Hodens hat sich verändert.
  • Sie haben einen Knoten oder eine Verhärtung in einem Hoden
    ertastet.
  • Sie haben ein Schweregefühl im Hodensack oder einen ziehenden
    Schmerz im Hoden.

Das gute ist, eine Hodenkrebs-Untersuchung beim Arzt ist weder schmerzhaft noch problematisch. Mit einfachen, nicht invasiven Mitteln, wie: Abtasten, Ultraschall und einer Blutentnahme, klärt der Urologie die Lage schnell auf.

Die Blutentnahme hilft, um Hodenkrebs-Tumormarker zu checken. Allerdins wird diese ohne Verdacht nicht von der Krankenkasse übernommen, sondern ist eine „IGeL“-Leistung.

Darunter fallen AFP, ß-HCG und LDH. Ich muss darauf hinweisen, dass nicht jeder Hodentumor-Tumormarker erzeugt. Trotzdem hilft eine Blutentnahme einen Hodentumor-Verdacht einzuordnen.

Eine neuere Entwicklung in der Hodenkrebs-Vorsorge ist der neue Tumormarker: M371.

M371 ist eine Art von micro-RNA, die von fast allen Arten von Tumoren produziert wird, mit Ausnahme des seltenen Teratoms. Es hat eine höhere Sensitivität und Spezifität als andere Tumormarker. Leider ist der M371-Test derzeit noch nicht routinemäßig verfügbar.

Dieser Artikel geht genauer auf den neuen miR-371a Tumormarker ein: https://www.universimed.com/ch/article/onkologie/neues-zum-einsatz-von-tumormarkern-bei-hodentumoren-2114835

Ist Hodenkrebs-Vorsorge sinnvoll?

Gesunde Menschen wollen ungern über Krankheiten sprechen, vor allem nicht, wenn sie zwischen 20 und 30 Jahre alt sind und sich für unverwundbar halten. Gleichzeitig will ich nicht, dass jeder junge Mann ständig mit einer Angst vor Hodenkrebs rumläuft. Das ist ebenfalls unbegründet.

Ich plädiere für eine besonnen, aber aufgeklärten Umgang mit der Thematik:

Die beste Vorsorge ist es, wenn du deinen Körper kennst und mit ihm zufrieden bist. Deshalb lerne ruhig deinen Hoden kenne und taste ihn, genau wie andere Geschlechtsteile einmal im Monat ab.

Früher wurde in einer Musterung von einem Arzt zumindest kurz der Hoden gecheckt. Das war für die meisten jugendlichen Männer der erste Kontakt mit einem Arzt. Heute gibt es keine Musterung mehr.

Es macht bei einer so seltenen Krankheit nicht viel Sinn, ständig zum Arzt zu rennen, auch weil Hodenkrebs doch recht schnell wachsen kann.

Trotzdem solltest du gewisse Risiken im Hinterkopf haben und keine Angst haben zum Arzt zu gehen. Wer einmal bei einem Urologen war, verliert meist den Scham. Daher zögere diese Arztbesuche nicht hinaus, wenn sich etwas komisch anfühlt.

Es gibt allerdings einige Risikogruppen, für die eine spezifische Vorsorge sinnvoll sein kann:

  • Männer, die als Baby oder später einen Hodenhochstand hatten, sollten zumindest wissen, dass sie eine erhöhte Chance auf Hodenkrebs haben und alle paar Jahre mal den Urologen aufsuchen. In diesem Kontext ist es auch sinnvoll Hormonwerte, wie Testosteron, abzuchecken.
  • Bei Profsportlern, die Wachstumshormone nehmen, kann es auch nicht schaden. Ich kenne zwar keine Studien, die einen direkten Zusammenhang herstellen. Allerdings ist unter Fahrradfahrern des Thema verbreitet, weil einige Dopen und zusätzlich der Hoden oftmals leicht eingedrückt wird.
  • Es gibt auch Vorstufen von Hodenkrebs, die als Keimzellneoplasien in situ (GCNIS) bezeichnet werden. Frühere Begriffe dafür sind „Carcinoma in situ“ (CIS), „Testikuläre intraepitheliale Neoplasie“ (TIN) oder „Intratubular germ cell neoplasia unspecified“ (IGCNU). Diese Fälle kommmen sehr selten vor und werden sowieso durch Urologen diagnostiziert.

Fazit zum Thema Hodenkrebs-Früherkennung

  • Es gibt keine krankenkassentlich geförderte Hodenkrebs-Vorsorge.
  • Hodenkrebs ist selten und kann durch Patienten mit dem richtigen Wissen oft selbst entdeckt werden.
  • Statt ärztlicher Früherkennung hilft die Förderung des Wissens über Hodenkrebs und seiner Symptome bei jungen Männern.
  • Wenn du Symptome hast, mach bitte einen Termin beim Urologen.

Hast du Fragen zur Hodenkrebs-Vorsorge?

Kontaktiere mich gerne unter patrick@krebskrampf.de.

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