Narbenbildung bei Hodenkrebs-Operationen – Ein Erfahrungsbericht

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In diesem Artikel möchte ich auf Operationsnarben während der Hodenkrebs Behandlung eingehen. Es geht um Fragen der Narbe nach einer Orchiektomie (Hodenentfernung), Narben am Hoden und Narben nach der RLA-Operation.

Früher war der Artikel ein Tagebucheintrag. Dieser Teil kommt am Ende.

Erzeugt die Hodenkrebs-Behandlung Narben?

Ja, bei einer Hodenkrebs-Behandlung kann es zu zwei Operationen kommen:

  1. Der Hodenentfernung
  2. Der sogenannten RLA-Operation. Hier werden meist Lymphknoten aus dem Bauchraum entfernt.

Die Narben der ersten Operation sind sehr klein und verschwinden schnell wieder. Bei der RLA-Operation kann es zu einer Bauchöffnung kommen. Dadurch entsteht eine deutlich größere Narbe.

Welche Narben erzeugt die Hodenentfernung?

Bei der einseitigen Hodenentfernung (Orchiektomie) wird ein kleiner Schnitt (mehrere Centimeter) im Leistenbereich oder im Hodensack gemacht.

Die dadurch entstehenden Narben sind sehr klein sind nach ein paar Monaten oft unsichtbar, wenn man keine Wundheilungsstörungen hat oder zu einer problematischen Narbenbildung neigt (wie ich).

Dieses Bild zeigt die Einschnittstelle, die per Lokalanästhesie oder Vollnarkose bearbeitet wird:

Orchiektomie-Operation
Orchiektomie-Operation

Welche Narben gibt es nach der RLA-Operation?

Es kann zu einer großen Bauchnarbe kommen. Diese Bauchnarbe kann 20cm oder deutlich länger sein. Aber der Reihe nach:

Für die Retroperitoneale Lymphknotenentfernung-Operation im Bauch gibt es zwei Verfahren:

  1. Die offene Variante
  2. Die minimal-invasive Variante mit einem Roboter

Bei der offenen Variante kommt es zu einem Bauchschnitt. Der Schnitt durchtrennt das gesamte Bauchgewebe und führt zu einer 10-30 cm großen Narbe führen. Die Narbenstelle braucht in der Regel 2-3 Wochen bis so oberflächlich verheilt ist und 3-4 Monate, bis sie wieder belastbar ist. Diese Zeiträume sollten aber unbedingt mit einem Arzt abgesprochen werden.

Diese Narbe ist deutlich größer und sichtbarer, als die Narben der anderen Eingriffe. Daher ist Narbenpflege auch sinnvoll. Leider bin ich kein gutes Beispiel, da ich 1) eine problematische Narbenbildung habe und 2) keine gute Narbenpflege betrieben habe.

Die zweite, minimal-invasive Variante ist deutlich besser für die Haut, weil bei dieser Variante nur 4-5 kleine Löcher übrigbleiben, die in der Regel fast narbenfrei ausheilen. Der Prozess dauert deutlich kürzer als die 3-4 Monate und zusätzlich wird deutlich weniger Muskelgewebe zerstört.

Narbenpflege

Vorweg: Ich selbst habe kaum Narbenpflege betrieben, weil meine Narbenbildung extrem stark ist. Daher ging ich davon aus, dass sich eine Narbenpflege nicht lohnt. Das mag falsch sein.

Was ich in der Reha gemacht habe, waren eine Narbenmassage und eine Eisbehandlung. Diese Behandlungen haben der Narbe definitiv gut getan. Du kannst deinen Arzt fragen, ob er dich an Physiotherapeuten für Narbenüberweist.

Bei der Massage, wird die Narbe stärker durchblutet und das Gewebe arbeitet zusätzlich. Das gleiche passiert im Grunde beim vereisen der Narbe, nur auf einem anderen Weg.

Du kannst zusätzlich bestimmte Gels, meist auf Silikonbasis (z.B. Kelo-Cote), auftragen. Ich hatte mir so ein Gel gekauft, es aber leider kaum benutzt.

Wenn die Narbe nach 6 Monaten oder einem Jahr immer noch nicht gut verheilt ist, könnt ihr zusätzlich mit Kortisonspritzen nachhelfen. Ich kenne das von anderen Stellen, habe diese Methode im Bauchraum aber nicht angewendet.

Bei einer größeren Narbe, werden die meisten Schritte am Anfang von der Krankenkasse übernommen.

Meine Geschichte:

Heute ist Mittwoch, der 27.06.2018 und ich bin wieder Zuhause. Nach der RLA Operation am letzten Donnerstag und 6 weiteren Krankenhaustagen wollte ich nun einen kleinen Bericht abgeben:

Die Operation verlief komplikationslos und die reine Operationsdauer betrug 2,5 Stunden. Ich kam etwa um 12:00 Uhr dran und hatte um 16:00 mein Gedächtnis wiedererlangt. Sie habe mir alle Lymphknoten vom Becken bis zur linken Niere, die 2 cm Raumforderung und den toten Samenstrang meines Bauchhodens rausgenommen. Die Bauchwunde ist über 12cm lang und geht über den Bauchnabel. Bisher verläuft die Wundheilung nach Plan. Allerdings kann ich wegen der Klammern auf der Narbe noch nicht aufrecht stehen und gehen schmerzt noch. Das hängt mit den Narben (innen und außen) und den zerstörten Bauchmuskeln zusammen. Ich hoffe, dass dieser Zustand nur 1-2 Wochen anhält.

Narbenbildung bei Hodenkrebs-Operationen - Ein Erfahrungsbericht 1
Mein Bauch nach der offenen RLA

Während der OP habe ich leider keinen PDA bekommen. Daher gab es im Anschluss Morphium und Tilidin an den ersten zwei postoperativen Tagen. Das Zeug hat ganz schön reingehauen, daher habe ich es abgesetzt sobald die Schmerzen erträglich waren.

Zusätzlich hatte ich nach dem Aufwachen noch zwei Schläuche im Bauch (= Drainagen, um das überschüssige Blut nach der Operation aus dem Bauchraum zu entfernen) und einen Blasenkatheter. Diese wurden am 2., 3. und 4. Tag nach der OP entfernt. Das Ziehen des Blasenkatheters war nicht so meins…. Aufgestanden bin ich erst am 2. Tag, weil das Gehen mit drei Schläuchen nicht so prickelnd ist.

Die Pathologie und das spannende Ergebnis der Gewebeprobe werde ich nächsten Mittwoch erhalten. An dem Termin werden die Klammern in meinem Bauch entfernt. Daher weiß ich noch nicht, ob in dem entfernten Gewebe Krebs enthalten war oder nicht. Ein Schnellschnitt hat keinen Krebs an einer Stelle ergeben, aber das ist nur ein kleiner Bereich.

Tumormarker: Die Tumormarker haben sie zwei Tage vor der OP gemacht und sie waren damals im Normbereich. Das hat mich ziemlich beruhigt. Nun stehen Erholung, Eingliederung, Reha und Urlaub auf dem Programm.

Ich werde die nächsten Tagen noch einen Bericht über meinen Gemütszustand abliefern. Noch bin ich ziemlich fertig und wollte euch erstmal die nüchternen Fakten präsentieren.

Hast du Fragen zum Thema Hodenkrebs?

Du kannst mich aber auch gerne unter patrick@krebskrampf.de kontaktieren.

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Wenn über 140€ gespendet wird. Werde ich den Rest an eine Krebsstiftung spenden.

Narbenbildung bei Hodenkrebs-Operationen - Ein Erfahrungsbericht 2

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3 Gedanken zu „Narbenbildung bei Hodenkrebs-Operationen – Ein Erfahrungsbericht“

  1. Hey,

    Danke, dass du von deiner Geschichte berichtest! Unglaublich stark! Ich hoffe, Dir geht es gut und du hast dich von allem erholen können.
    Ich habe eine Frage:
    Gab es etwas, was dir die Zeit nach der letzten OP im Krankenhaus verschönert oder erleichtert hat? Als Angehörige überlege ich schon die ganze Zeit, was ich meinem Bruder mit geben oder vorbei bringen könnte, wenn er nach der OP im Krankenhaus liegt. Er muss voraussichtlich ziemlich lange bleiben. Oropax, Bücher und eine Konsole hat er schon.
    Würde mich sehr friend, falls du einen Tipp hast!
    Liebe Grüße und alles Gute!

    Antworten
    • Entschuldigung für die späte Antwort, vermutlich ist die OP schon rum 🙂

      Also es kommt drauf an, aber eine Konsole/Bücher/Laptop helfen gut. Oft will man entspannen. Was im Krankenhaus immer hilft: Gutes Essen! Das Krankenhausessen ist meist echt schlecht.

      Entweder was selbst gekochtes mitbringen oder was leckeres kaufen, wenn er gut essen kann. Ansonsten ihn fragen, ob du vorbeikommen sollst. Manche mögen eher alleine sein, manche freuen sich sehr über Besuch.

      Gruß
      Patrick

      Antworten

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