Heute ist Montag der 26.03.2018 und ich bin mal wieder (planmäßig) im Krankenhaus. Am Mittwoch geht der 3. Zyklus los und ich liege gerade hier und frage mich, wieso ich schon zwei Tage früher kommen sollte. Vermutlich weil ein Arzt dachte, dass es am Dienstag los geht. Falsch gedacht. Deshalb besetze ich nun ein Bett in der Charite Mitte ohne das etwas passiert. Dabei müsste ich eigentlich Zuhause in Divinity Original Sin 2 zur Gottheit aufsteigen…
Daher will ich nun ein paar Themen ansprechen, die mit der Krankheit zusammenhängen. Zunächst geht es um meine neue Lieblingsbeschäftigung: warten. Warten auf Untersuchungen, warten auf Blutergebnisse, warten auf Bilder des eigenen Körpers, warten auf Ärzte. Die Wartezeit im Kranknehaus ist ein guter Zeitpunkt für ängstliche Gedanken, wenn man nicht weiß, ob die Therapie anschlägt oder ob der Krebs noch wächst. So warte ich auch heute wieder auf die neuesten Blutwerte. Ungewissheiten die mir jedes mal Sorgen machen.
Das Warten ertrage ich mittlerweile trotzdem stoisch. Gleichzeitig lerne ich etwas über Geduld und den Alltag in Krankenhäusern. Es ist zwar alles nicht perfekt und man merkt manchmal die organisatorischen Mängel, trotzdem bin ich froh. Die Ärzte sind in der Regel gut und die Krankenschwestern geben alles. Außerdem gibt es noch andere Patienten, die versorgt werden wollen. Ich höre auch immer wieder Mitpatienten meckern, aber mittlerweile schmunzle ich meistens darüber. Geduld hilft!
Was gibt es sonst noch zu berichten? Mein Bruder war die letzten Tage da und er hat gute Sachen gekocht. Zusätzlich fange ich langsam an, an die Zeit nach dem Krebs zu denken. Es ist noch ein langer Weg, aber ich bin optimistisch. Ich will eine Feier in München veranstalten (Codeword Babypork!) und denke auch wieder mehr über die Arbeit nach (ob das gut ist, weiß ich auch nicht…).
Gestern hat mich ein alter Freund (Marc) gefragt, ob es bei dem ganzen Krebskrampf auch etwas Positives gibt. Meine Antwort war ein eindeutiges Ja! Natürlich hätte ich lieber keinen Krebs, aber in den letzten 2 Monaten habe ich doch interessante Erfahrungen gemacht:
- Ich habe mich durch die erzwungene Freizeit wieder mehr auf den Augenblick konzentrieren können. Ich konnte kleine Dinge besser genießen oder einfach mal loslassen. Damit einhergehend rücken oftmals Alltags- und vor allem Arbeitsprobleme in den Hintergrund. Ich merke, wie ich gerade in meiner eigenen Zeit lebe. Der Fokus liegt auf der Gegenwart und ich schaue Tag für Tag, wie es mir geht.
- Das bringt mich auch zu meinem zweiten Punkt. Ich öffne mich mehr meinem Körper gegenüber. Ich überwache ihn zwar stark, aber ich gebe meinem Körper auch Raum sich zu entspannen indem ich meditiere oder Atemübungen vollziehe.
- Ich achte mehr auf meine Ernährung, weil die PEB-Chemotherapie dem Körper schon genug schadet. Ich versuche mehr Obst und Gemüse zu essen. Dazu wurde der Fleischkonsum auf 1-2 Mahlzeiten pro Woche reduziert.
- Ich versuche den sozialen Kontakt zu Freunden wieder stärker aufzunehmen. Nicht unbedingt, weil sie mir aktuell helfen können. Dafür vertraue ich vor allem meiner Familie und den Ärzten, sondern weil ich die Relevanz von Freundschaften oder Beziehungen wieder mehr spüre. Mir war dieser Punkt in meinem Leben nie sehr wichtig. Dabei geht es nicht um die nächste Party, sondern einfach um sympathische Menschen und einen echten Austausch von Gedanken oder Gefühlen.
Viele dieser Punkte mögen banal klingen, aber oft muss man erst eine neue Erfahrung machen, um auch seine Alltagsroutine zu ändern.
Aber jetzt steht erstmal der dritte Zyklus an. Ich hoffe, dass er so wie die ersten beiden verläuft. Drückt mir die Daumen.