Der erste Tag – Vorbereitungen

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Montag, 12.02.2018

Der erste Tag der Chemotherapie beginnt, fast! Erstmal muss ich natürlich 90 Minuten in der Aufnahme warten (praktisch um Texte zu schreiben). Dafür bestätigen mir die vielen wartenden Menschen in der Aufnahme, dass die Charite sicher sehr beliebt ist…

Danach geht aber auch noch die Chemo nicht gleich los. Bevor ich die Giftspritzen bekomme, müssen noch drei Dinge geklärt werden. Erstens gibt es noch ausführliche Voruntersuchungen (Lungentest, Gehörtest, EKG fürs Herz, CT vom Kopf usw.). Diese Untersuchungen werden hoffentlich heute und morgen alle erledigt. Zweitens muss ich noch die Frage klären, wo ich meine Spermien einfrieren kann.

Hintergrund: Sowohl bei einem Hodentumor als auch bei einer Chemotherapie besteht die hohe Chance auf Unfruchtbarkeit. Daher wird bei einem Kinderwunsch dringend geraten, im männlichen Fall die Spermien, im weiblichen Fall die Eierstöcke einzufrieren. Männer haben ein wenig mehr Glück: so eine Kryokonservierung (= das Einfrieren der Spermien) kostet eine einmalige Gebühr von etwa 200 € und einen jährlichen Beitrag von 250 €. Außerdem muss einfach nur fix „gehobelt werden.“ Frauen zahlen deutlich mehr und die Eierstöcke müssen kompliziert herausgenommen werden.

Drittens möchte ich noch eine Zweitmeinung für meinen Fall einholen. In diesem Fall werden wir wohl Herr Prof. Dr. Schrader aus Berlin fragen. Seine Meinung wird heute oder morgen eintreffen und dann kann es eigentlich losgehen.

Fazit: Die Voruntersuchungen am Montag waren nicht sehr zahlreich… Ich habe lediglich ein CT vom Kopf bekommen. Es wurden keine Hirnmetastasen (Krebszellen im Gehirn) entdeckt. Zusätzlich wurde ich über die unzähligen Nebenwirkungen der Chemotherapie unterrichtet und musste einen Zettel unterschreiben. An einer Stelle stand einfach nur „Tod“ als Nebenwirkung. Einfach ohne Umschweife auf den Punkt. Auch nett.

Ansonsten gelten als potentielle Nebenwirkungen: Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Angriff der Schleimhäute, Blutungen, Missempfindungen in Finger und Zehen, Gehörprobleme, Blutarmut, Erhöhtes Infektionsrisiko, langfristige Schwächung von Herz und Lunge, Infektion der Blutwege (Sepsis) und ganz banal, der schon erwähnte Tod. Ich hab unterschrieben und ein nettes Gespräch geführt.

Auf der anderen Seite machen mir diese Nebenwirkungen natürlich Angst und wer mich kennt, weiß dass ich oft Angst habe. Ich hasse Halsschmerzen, ich kotze nicht gerne und ich hatte schon die ein oder andere Panikattacke vor dem Tod . Und natürlich komme ich bei dieser Liste ins Grübeln. Ist das wirklich nötig und was soll das alles. Wenn ich anfange das alles zu hinterfragen, vergegenwärtige ich mir immer wieder meine Situation vor 4 Wochen: Wenn ich nicht in die Notaufnahme gefahren wäre, wäre ich vermutlich an inneren Blutungen oder einer Sepsis gestorben. Deswegen vermeide ich zu viel Grübeln. Der Krebs hätte mich fast getötet, nun muss ich mich wehren.

Mir selbst hilft es übrigens, darüber sachlich zu sprechen und trotzdem bestimmte Details über „Überlebenschancen“ nicht ganz so genau zu lesen. Es sind eh nur Statistiken, die für meinen Einzelfall relativ wenig Relevanz besitzen.

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